"Wie geht es uns heute? Wie geht es uns morgen?" Wege zu mehr Humanität, Qualität und Effizienz

Der Stadtvorstand Bündnis 90/Die Grünen Marburg hatte am 25.4.2013 auf kommunaler Ebene zu einer Podiumsdiskussion zur Gesundheitspolitik eingeladen.

Moderiert von Dr. Karsten MCGavern, Gesundheitsdezernent des Landkreises Marburg-Biedenkopf diskutierten vier Referenten die jetzige Situation und Lösungsvorschläge:

Privatdozent Dr. Friedrich Heubel, Vorsitzender der Gesellschaft für Ethik und Medizin, Leiter der Arbeitsgruppe Ökonomisierung der Akademie für Ethik in der Medzin Marburg,

Erika Richter, Ärztin für Allgemeinmedizin, seit 20 Jahren in eigener Praxis in Marburg-Cappel

Hans-Georg Tacke, Facharzt für Neurologie, seit 1983 in eigener Praxis bzw. Gemeinschaftspraxis Rechtenbach bei Wetzlar

Micha Brandt, Psychotherapeut und Vertreter von NotRuf 113, seit 1993 in der Vitos-Klinik für forensische Medizin in Haina

Die gesundheitliche Versorgung ambulant wie stationär der Versicherten durch Hausärzte, Fachärzte, Psychotherapeuten steht vor enormen Herausforderungen. Herr Dr. Heubel entwickelt schlüssig, dass eine vertrauensvolle Arzt-Patientenbeziehung die Basis einer guten Versorgung ist und davon abhängt, dass sich der Arzt seiner intrinsischen Motive, nämlich heilen zu wollen, bewusst ist und finanzielle Anreize diese Motive in keinster Weise positiv beeinflussen. Herr Tacke weist darauf hin,  dass Qualität nicht messbar ist und  ein immenser bürokratischer Aufwand seitens der Krankenkassen mit überblähtem Verwaltungsapparat die effektive ärztliche Arbeit behindert.

 Frau Richter möchte die ärztliche Ausbildung schwerpunktmäßig in Richtung Salutogenese erweitern und verbessern mit dem Ziel, dass auch Prävention und bewusstes Gesundheitsverhalten in die Grundversorgung übernommen wird.

Herr Bracht schildert an einem konkreten Beispiel, wie wirtschaftliche Interessen, wenn sie mit marketing, Werbung und gezielten Manipulationen mit Ängsten von Patienten dazu führen, dass alle Beteiligten sich gewinnmaximierend auf Kosten der Patienten bereichern.

Im Rahmen einer nachhaltigen Gesundheitspolitik kann die "Bürgerversicherung" ansetzen. Alle Referenten waren sich einig, dass es niemals Privatisierungen geben darf, denn da treten die gewinnorientierten Gesichtspunkte  in den Vordergrund, und entwerten den o.g. intrinsischen Motivationsfaktor und die nicht in Zahlen auszudrückende Qualität der Versorgung. Die Komplexität der Erkrankungen wächst. Neben medizinischen Indikatoren treten auch psychische, soziale, personale sowie Lebensweise und Lebenssinnbestimmende Indikatoren hinzu. Daher ist das Vertrauen des Patienten in den Arzt unabdingbare Voraussetzung. Das optimale Modell wäre nach Meinung von Herrn Tacke die hausärztliche Versorgung als erste Anlaufstelle, organisierender, beratender wie auch kurativer Mittelpunkt für die Kranken.  Jede Werbung und Angstmacherei, dazu gehört auch ein Herumirren von Arzt zu Arzt bei fehlendem Vertrauen, dazu gehören auch  Zahlenmanipulationen ( z.B.  Herabsetzung von tolerierbaren Cholesterinwerten, um ein bestimmtes Präparat in den Handel zu bringen), Wettbewerbe, Konkurrenzen dient Kapitalinteressen.

Nachhaltigkeit, Transparenz, Besinnen auf die ethischen Werte in der Gesundheitsversorgung sind Lösungsansätze, verbunden mit einem hartnäckigen Widerstand, gewinnbringende diagnostische Maßnahmen kritisch zu hinterfragen. Dazu brachte Frau Richter ein eklatantes Fallbeispiel für profitorientierte, diagnostische Maßnahmen bei einer moribunden Patientin.  Die Politik kann da eingreifen, wo in Gesundheitserziehung, Gesundheitsberatung und unabhängigen Gesundheitsinformationsdiensten   Daseinsvorsorge betrieben und die Rechte der Patienten geschützt werden.

 

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