BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Marburg-Biedenkopf

Bildungsstadt – Lernen fürs Leben

Wissen ist ein zentraler Faktor gesellschaftlicher Entwicklung. Von der Qualität der Wissenschaft und des Bildungssystems hängt die Zukunft jedes Einzelnen und der Gesellschaft ab. In einem rohstoffarmen Land wie Deutschland ist eine gut ausgebildete Bevölkerung die wichtigste Ressource. Wir leben in einer Gesellschaft, deren Zustand und Perspektive ganz zentral von ihrem Bildungsniveau abhängen und davon, wie die Wissenschaft ihre Verantwortung für die Zukunft der Gesellschaft wahrnimmt, wie sie sich den sozialen, ökonomischen und ökologischen Problemen stellt und wie sie die Folgen ihrer Arbeit kritisch reflektiert. Deshalb sind Investitionen in die Wissenschaft und Bildung und Reformen des Bildungssystems für uns Grüne wesentliche Bestandteile einer nachhaltigen Politik. Der lebenslange und möglichst frühe Zugang zu Bildungsmöglichkeiten ist ein entscheidender Faktor für gesellschaftliche Gerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit. Denn Bildung ist die Grundlage für die aktive Teilhabe jedes Einzelnen am gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Geschehen. In Marburg spielen Wissenschaft und Bildung für die Bürgerinnen und Bürger wie für die Stadt eine herausragende Rolle: Marburg ist eine Stadt der Schulen, der beruflichen Bildung, der Weiterbildung und Universitätsstadt.

Vorschulische Erziehung, Bildung und Betreuung Der Schlüssel für die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen liegt in der frühen Kindheit. In dieser Zeit werden die Grundlagen für Forschergeist und Entdeckungsfreude gelegt. Die Kindertageseinrichtungen müssen darauf einen größeren Einfluss nehmen als dies bisher geschieht und neben Betreuung und Erziehung auch Bildung als ihren Auftrag wahrnehmen und realisieren (s. dazu auch „Lebendige Stadt“). Wir können es uns nicht leisten, dass fast ein Viertel unserer Kinder Bildungsverlierer werden. Hier gibt es noch große Defizite vor allem hinsichtlich der Curricula für die vorschulische Bildung und Erziehung und der Qualifizierung der Erzieherinnen und Erzieher. Soweit es in der Kompetenz der Stadt liegt, ist die frühe Bildungsförderung der Kinder in den Kindertagesstätten eines der wichtigsten Ziele der GRÜNEN. ·     Unterstützung von Initiativen zur Verbesserung des Übergangs vom Kindergarten in die Schule.  Wir werden Initiativen unterstützen, die auf eine Verbesserung des Übergangs vom Kindergarten in die Schule abzielen. In diesem Zusammenhang werden die GRÜNEN die Initiierung eines Modellprojekts zur intensiven Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule mit allen Kräften unterstützen.

Schulen Die Schule soll ein Lebensort und keine Lernfabrik sein. Sie muss ein Ort sein, an dem Kindern unterschiedlicher sozialer, kultureller, ethnischer und nationaler Herkunft die Möglichkeit gegeben wird, gemeinsam zu lernen und zu leben. Ein Ort, wo alle Kinder entsprechend ihren Fähigkeiten und Begabungen die ihnen adäquate Förderung erfahren und wo die Kinder sich in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptieren lernen. Es muß ein Ort sein, wo die Vorstellung keine Gültigkeit mehr hat, dass alle zur gleichen Zeit das Gleiche lernen müssen. Es ist ein Skandal, dass dies in Deutschland keine Selbstverständlichkeit ist, dass die Landesgesetze eine solche Schule der gemeinsamen Bildung, Erziehung und Betreuung behindern und dass immer noch die soziale Herkunft für die Bildung und damit die Zukunft der Kinder entscheidend ist. Deshalb müssen auf kommunaler Ebene alle Möglichkeiten genutzt werden, um wenigsten partiell die Chancen für unsere Kinder zu verbessern. Die Qualität der Erziehung und Bildung in der Schule hängt entscheidend davon ab, wie stark alle Beteiligten – Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte – sich für diese Ziele einsetzen, wie stark sie sich mit ihrer Schule identifizieren und sie mitgestalten können und wollen. Marburg ist eine Stadt der Schulen. 12.800 Schülerinnen und Schüler besuchen mehr als 20 staatliche Schulen und weitere Schulen in freier Trägerschaft mit unterschiedlichsten Profilen und unterschiedlichen Themenschwerpunkten sowie einer bedeutenden Anzahl von berufsvorbereitenden und berufsbildenden Schulen wie z.B. die Archivschule, die Klappschule, die MTA-Schule, die Hotelfachschule u.a. Die Trennung von „äußeren Schulangelegenheiten“ (Gebäude, ihre Pflege u.a.), für die die Stadt zuständig ist, und den „inneren Schulangelegenheiten“ (Unterrichtsinhalte, Lehrkräfte u.a.), die in der Zuständigkeit des Landes liegen, ist immer weniger sinnvoll und zeitgemäß. Gefragt sind ganzheitliche Ansätze, die von den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen ausgehen und nicht schematisch normierten Zuständigkeiten folgen. Die GRÜNEN sehen deshalb bei der Stadt eine stärkere Verantwortlichkeit für die Weiterentwicklung der Marburger Schulen. Die GRÜNEN fordern städtisches Engagement vor allem in den folgenden Bereichen: Die Stadt hat für die Kinder und Jugendlichen im Schulalter im Bereich „Erziehung“ nicht nur Kompetenzen als Jugendhilfeträger und hat deshalb auf Initiative der GRÜNEN das hessenweit einzigartige Projekt „Jugendhilfe-Schule“ entwickelt. Sie stellt darüber hinaus auch Beratungs- und Integrationsangebote zur Verfügung, gibt inhaltliche Anregungen und unterstützt eine innovative Schulentwicklung. ·     Die Stadt muss in Zukunft ihre  Kompetenzen im Bereich Jugendhilfe-Schule, Beratung und Integration verstärkt ausbauen. Ebenso muss sie es als neue Aufgabe begreifen, die Neudefinition der Rollen aller Beteiligten – der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer, der Eltern, der Schulaufsicht und der Schulen – im Sinne einer kooperativen Verantwortung zu moderieren. ·     Die Stadt muß verstärkt die Schulen dabei unterstützen, sich zur Gemeinde, ihren Einrichtungen, Vereinen u.a. zu öffnen und offene, Reform orientierte Ansätze fördern, z.B. die patenschaftliche Unterstützung von Kindern mit sprachlichen Problemen durch Freiwillige. ·     Die Stadt soll die Schulen weiterhin dabei unterstützen, dass sie in Absprache zwischen Schulleitung, Lehrerkollegium, Eltern und Schülervertretung selbst entscheiden können was sie benötigen, anschaffen oder verbessern möchten. Ein eigenes Budget ermöglicht mehr Selbständigkeit der Schulen, die darüber hinaus auch mehr Freiräume brauchen, um neue Lernprozesse zu organisieren. Eine Schule, die ihre Schülerinnen und Schüler zur Mündigkeit erziehen soll, muss auch selbst mündig, demokratisch und selbständig sein. Für größere Anschaffungen, die von den Schulen nicht aus dem eigenen Budget geleistet werden können, z.B. die Einrichtung von Computerräumen, muss die Stadt auch weiterhin Mittel bereit halten. Schülerinnen und Schüler, die Kollegien und die Stadtteile sind verschieden und haben unterschiedliche Stärken. Das soll sich in den Schulen widerspiegeln, denn Vielfalt ist Bereicherung. Deshalb wollen wir keine Einheitsschulen. ·     Die Stadt muss dafür sorgen, dass die Schulen sich eigene, passgenaue Profile schaffen können und Schülerinnen und Schüler bzw. Eltern die für sie in Frage kommende Schule möglichst frei wählen können. Zu einer vielfältigen Schullandschaft in Marburg gehören die Schulen in freier Trägerschaft. Sie sind oft Wegbereiterinnen neuer pädagogischer Konzepte und müssen sich auf die Unterstützung durch die Stadt verlassen können. ·     Der Ausbau der Freien Schule bis zur 10. Klasse soll gemeinsam mit der Schulgemeinde konzipiert und umgesetzt werden. ·     Die Stadt soll die Fokussierung auf Umweltpädagogik unterstützen. Die Schulhöfe, Schulgärten und Spielplätze sollen weiterhin unter Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen ökologisch gestaltet werden. ·     Die Stadt soll sich vor allem dafür einsetzen, dass die bisher bestehenden Möglichkeiten im Jugendwaldheim Rossberg aufrecht erhalten werden. In Zeiten  ökologischer und ökonomischer Veränderungen ist mit dem Jugendwaldheim Rossberg eine Chance gegeben, Kinder und Jugendliche für „ihre“ ökologische Zukunft zu sensibilisieren und zu motivieren. Eine Ausweitung des Jugendwaldheims in Richtung eines regionalen Zentrums für die nachhaltige Entwicklung soll durch die Stadt unterstützt werden. ·     Die Stadt muss dafür Sorge tragen, dass die Richtsberg Gesamtschule als integrierte Gesamtschule erhalten bleibt und bis zum Abitur ausgebaut wird. Sie soll auch die Richtsberg Gesamtschule bei ihrem Vorhaben unterstützen, ihr Profil der Friedenserziehung und der ökologischen Grundbildung weiter zu entwickeln. Alle internationalen Bildungsstudien haben gezeigt, dass unsere Kinder zu früh „sortiert“ werden und die unterschiedlichen Schullaufbahnen nicht durchlässig genug sind. Wir GRÜNEN haben bereits vor 20 Jahren dafür gesorgt, dass mit der Otto-Ubbelohde-Schule die bisher einzige hessische 6-jährige Grundschule eingerichtet wurde und es darüber hinaus auch in der Freien Schule eine 6-jährige Grundschule gibt. ·     Die Stadt muss sich weiterhin für diese Konzepte der 6-jährigen Grundschulen stark machen und auf das Land einwirken, den Ausbau einer längeren gemeinsamen Erziehung und Bildung zu ermöglichen und die starre Dreigliedrigkeit unseres Schulsystems sukzessive abzuschaffen. Lernen braucht Zeit – Ganztagsschulen haben sie. Integrierte Ganztagsschulen bieten bessere Bedingungen für individuelle Förderungen als der traditionelle Halbtagsbetrieb, weil sie stärker an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientiert sind, weil sie Lernen, Spielen und Bewegung in altersgemischten, relativ kleinen Gruppen klug aufeinander abstimmen können und so zum sozialen Lernen und einer neuen Lernkultur beitragen. Nur in dieser Schulform kann der Auftrag Bildung, Erziehung und Betreuung umfassend verwirklicht werden. ·     Die Stadt Marburg soll sich deshalb dafür einsetzen, dass in Marburg eine integrierte Ganztagsschule modellhaft eingeführt wird, durch die die Chancen aufgezeigt werden können, welche Vorteile dieser Schultyp für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern bringt. Bisher wurde zur Vorbereitung auf Ganztagsschulen in Marburg in einem ersten Schritt eine lokale Bildungsplanung eingerichtet, die die  Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangebote innerhalb und außerhalb der Schule zusammengeführt hat. ·     Die Stadt muss in einem zweiten Schritt dafür Sorge tragen, dass die Koordination der lokalen Bildungsplanung nicht nur additiv und zufällig, ohne inhaltliche Abstimmung mit den Bildungsinhalten der Schulen erfolgt, sondern die inhaltliche Verzahnung von Betreuung, Bildung und Erziehung konzeptionell realisiert wird. Und die Stadt darf nicht zulassen, dass wichtige ihrer Kompetenzen wie bisher außen vor bleiben – wie die Jugendhilfe, für die sie zuständig ist. Kinder mit Migrationshintergrund aber auch Kinder aus benachteiligten Familien brauchen Unterstützung vor allem beim Erlernen der deutschen Sprache. ·     Die Stadt soll sich dafür einsetzen, dass nach skandinavischem Vorbild jedes Kind ein „Sprachenportfolio“ bekommt, das seine individuellen Lern- und Entwicklungsschritte wie seine sprachliche Biographie dokumentiert. ·     Kinder mit Migrationshintergrund sollen auch in ihrer Muttersprache gefördert werden, denn Mehrsprachigkeit ist eine wichtige Ressource für die weitere Bildung und die berufliche Zukunft. ·     Kinder, denen die sog, „Schulreife“ fehlt, sollen nicht länger vom Schulbesuch zurückgestellt werden. Wir GRÜNEN fordern stattdessen, dass die Grundschulen mit den nötigen Ressourcen ausgestattet werden. Das nutzt den betroffenen Kindern und ist Grundlage für die Weiterentwicklung der Schulen in Richtung auf einen flexiblen Schulstart.

Universität Marburg ist maßgeblich von der Universität, der Wissenschaft und Lehre, den dort Arbeitenden, dem studentischen Leben und der studentischen Kultur geprägt. Die Philipps-Universität in ihrer Größe und Vielfalt mit einer Vielzahl von Studiengängen und Disziplinen und ihren gut 18.500 Studierenden
- darunter 12 % ausländische Studierende vieler Nationalitäten - prägen die Erscheinung und den Charakter der Stadt. Die Attraktivität und Leistungsfähigkeit der Philipps-Universität wird durch das breite Spektrum geisteswissenschaftlicher, sozialwissenschaftlicher und naturwissenschaftlicher Fächer bestimmt. Die Marburger Universität muss deshalb Voll-Universität bleiben. Forschung und Lehre dürfen nicht privatwirtschaftlichen Zwecken unterworfen und damit der für sie erforderlichen Unabhängigkeit beraubt werden. Für die GRÜNEN hat der Staat hier eine gesellschaftliche Verantwortung, aus der er sich nicht stehlen darf. Für die GRÜNEN ist deshalb auch der Verkauf der Marburger und Giessener Uniklinika  durch die CDU-Landesregierung ein gravierender Fehler: dadurch wird die Qualität der medizinischen Versorgung nicht hinreichend sicher gestellt, für die Beschäftigten ist das Arbeitsplatzrisiko erheblich gewachsen und wie die Freiheit von Forschung und Lehre garantiert werden kann, ist völlig unklar. Soll die Universität als Ort des gesellschaftlichen Diskurses über die relevanten Fragen unserer Zeit weiterhin bedeutsam sein, so ist ihre demokratische Struktur zwingend. Die GRÜNEN fordern deshalb Transparenz und ein paritätisches Mitspracherecht aller universitären Gruppen. Die Bildungsreform der 70-er Jahre hat es erstmals ermöglicht, dass auch größere Anteile von Menschen ohne vermögende Eltern studieren konnten. Die CDU-Regierungen wollen diese Chance beseitigen. Wir GRÜNEN wenden uns deshalb gegen die Einführung von Studiengebühren durch das Land Hessen. Die Stadt hat keine unmittelbaren Einflußmöglichkeiten auf die wissenschaftliche und strukturelle Entwicklung der Universität. Wir GRÜNEN werden uns aber dafür einsetzen, dass die Stadt die Universität überall da unterstützt, wo dies von Seiten der Kommune möglich ist. Unsere Ziele sind: ·     Die Kooperation zwischen Stadt und Universität muss optimiert werden im Hinblick auf wechselseitige Information, Planung, Suche nach gemeinsamen Lösungen hinsichtlich der Stadtentwicklung, der Kultur, der Wirtschaftsentwicklung, der Wohnmöglichkeiten vor allem für Studierende und der Lebensqualität Marburgs. ·     Die Stadt muss gemeinsam mit der Universität die Campus-Universität nicht nur städteplanerisch vorbereiten, sondern auch deren Umsetzung gegenüber der Landesregierung zeitnah und forciert betreiben. ·     Die Stadt muss die Möglichkeiten erweitern, dass vorhandene Ansätze zum Wissens- und Technologie-Tranfer aus universitärer Grundlagenforschung auch abseits von unmittelbaren wirtschaftlichen  Verwertbarkeitskriterien ausgebaut und intensiviert werden. ·     Die Belange der in Marburg lebenden Studierenden müssen grundsätzlich bei der kommunalen Planung berücksichtigt werden. Dies soll auch durch regelmäßige Gespräche mit den gewählten Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) gewährleistet werden. ·     Die Stadt soll die Universität dabei unterstützen, ihre Aufgabe als Einrichtung auch der Weiterbildung verstärkt wahrzunehmen und bei der vermehrten Ausrichtung von wissenschaftlichen Kongressen. Hier ist vor allem auch die Kooperation mit der Wirtschafts- Fremdenverkehrs- und Kulturförderung erforderlich. ·     Die Stadt soll die Grundlagen für eine bessere Vernetzung zwischen allen Bildungseinrichtungen – der Universität, den Kindertagesstätten, den Schulen, den beruflichen Schulen, der Volkhochschule und den Weiterbildungsstätten - schaffen und gemeinsame Beratungsstrukturen moderieren, damit die vorhandenen Potentiale für die Planung und Weiterentwicklung der Bildungsstadt Marburg optimal genutzt werden können. Wer Zeit seines Lebens lernt, dem fällt es leichter als anderen, sich auf Veränderungen einzustellen. Qualifizierung und Neuorientierung werden für jeden Einzelnen immer wichtiger. Eine aktive Weiterbildungspolitik muss auf allen Ebenen erfolgen: in den Schulen, in der Universität, in privaten Weiterbildungseinrichtungen, in der Volkshochschule und in den Bibliotheken der Stadt und der Universität.

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