Wenn das Privisorium zum Dauerzustand wird

29.03.23 –

Wenig Platz, kaum Entfaltungsmöglichkeiten, schlechte Lernbedingungen: In der Grundschule Cölbe-Bürgeln müssen Kinder seit Jahren ihre Grundschulzeit in Containern verbringen. Was als Übergangslösung angekündigt war, hat sich zum Dauerzustand entwickelt und zu unhaltbaren Zuständen geführt. Davon hat sich jetzt eine Delegation der Kreistagsfraktion der GRÜNEN Marburg-Biedenkopf ein Bild vor Ort gemacht. 83 Schüler*innen aus Bürgeln und Betziesdorf lernen hier Lesen, Schreiben und Rechnen – und das unter teils schwierigen Umständen. Die Fraktionsmitglieder unternahmen im Beisein von Mitgliedern der grünen Ortsfraktion Cölbe, dem Cölber Bürgermeister Dr. Jens Ried sowie der Schulleiterin Anne Mainusch und ihrer Stellvertreterin Britta Prautsch einen Rundgang durch alle Räume. Zum Schluss diskutierten die Teilnehmenden ihre Eindrücke im Lehrerzimmer.

Platznot und unattraktive Lern- und Lehrumgebung

Dabei wurden einige relevanten Mängel an der derzeitigen Situation sehr deutlich:

  • Die Klassenzimmer und Büros entsprechen nicht zeitgemäßen Standards. Die Gebäude der Schule können nicht erweitert oder aufstockt werden. Dies ist insofern problematisch, da eine weiter steigende Schüler*innenzahl erwartet wird. Im kommenden Schuljahr werden voraussichtlich 90 Kinder die Grundschule Bürgeln besuchen.
  • Die Container, die als „Übergangslösung“ schon seit Jahren die Klassenräume ersetzen, blockieren einen großen Teil des sowieso schon kleinen Schulhofes. Bewegungsangebote in den Pausen wie beispielsweise Ballspiele dürften wegen der Platznot stark eingeschränkt sein. Der Schulhof ist für derzeit über 80 Kinder gleichzeitig beengt. Das zur Grundschule gehörende Gartengrundstück ist im Winter wegen der Witterungsverhältnisse nicht nutzbar. Die Schuhe der Kinder verschlammen und verschmutzen die Klassenräume.
  • In den Container herrscht Enge. Es gibt keinen Vorraum, man steht nach Betreten sofort im Klassenzimmer. Für die Kleidung der Kinder, die je nach Wetter durchnässt sein kann, ist keine Garderobe vorhanden. „Ich kann es mir bildlich vorstellen“, sagt Fraktionsvorsitzende Stephanie Theiss, „es wird alles irgendwie auf den Stühlen und auf dem Boden im Unterrichtsraum untergebracht. Das führt zu Chaos und schafft eine wenig inspirierende Lernatmosphäre.“ Auch ist die Raumakustik schlecht. Fehlende Wandbefestigungen schränken die methodisch-didaktischen Möglichkeiten stark ein. Die Metall-Treppe zu den oberen Räumen ist steil. Hier können die Kinder, die dazu neigen die Treppe hinauf oder hinunter zu stürmen, leicht ausrutschen.
  • Es fehlt Platz für die Ganztagsbetreuung. Diese findet derzeit für 46 Kinder gleichzeitig in einem Kellerraum statt, der nicht ausreichend belüftet werden kann. Dennoch gibt eine Warteliste für Kinder für die Ganztagsbetreuung, die man seit 2019 anbietet.
  • Es fehlt an Platz zum Essen. In der sogenannten „Mensa“ essen derzeit 43 Kinder in zwei Gruppen. „Der Raum ist so beengt, dass mir die Phantasie fehlt, wie man hier die im kommenden Schuljahr für das Mittagessen erwarteten 26 Kinder der Klassen 1 und 2 als Gruppe unterbringen will“, fasst Schulpolitikerin Sabine Matzen ihre Eindrücke zusammen.
  • Es fehlt an Platz für eine sachgerechte Administration der Schule. Sekretärin und Schulleiterin „teilen“ sich einen Raum.
  • Für den Unterricht notwendige Differenzierungsräume sind nicht vorhanden. Die Container bieten lediglich die notwendigen Klassenräume. Teilhabeassistent*innen müssen mit den Kindern Fördermaßnahmen z.B. in der „Mensa“, dem „Ganztagskeller“ oder einem veralteten Materialraum durchführen, der nicht für den Unterricht vorgesehen ist. Michael Korte von der Kreisfraktion, selbst Pädagoge: „Für einen differenzierten und individualisierten Unterricht fehlen hier wichtige Voraussetzungen wie Differenzierungsräume oder -ecken und angemessen ausgestattete Fachräume.“

Einzige Lösung: Ein Neubau

„Insgesamt herrschen hier Zustände, die nicht mehr länger tragbar sind“, fasst Stephanie Theiss zusammen. Obwohl erst im vergangenen November der 1. Kreisbeigeordnete Marian Zachow und der Fachbereichsleiter Schule und Gebäudemanagement des Kreises Rainer Röder die Schule besucht haben und die Missstände bestätigen: „Außer Absichtserklärungen ist seitens des Kreises nichts passiert. Somit werden hier schon jahrelang Grundschulkinder in Containern beschult, die als Übergangslösung angekündigt waren. Von Seiten der Verwaltung muss daher zeitnah ein Plan vorgelegt werden, wie ein Neubau realisiert werden kann“, so Theiss.

Denn auch die Schulleitung wünscht sich einen Neubau der Grundschule. Dieser kann wohl nicht innerorts liegen. Die Schule möchte in jedem Fall die Bürgelner Schule erhalten und hier auch die Betziesdorfer Kinder weiter beschulen. Diese besuchen seit 2013 die Grundschule, fühlen sich hier wohl und wollen nicht woanders hin.

Der Landkreis steckt den Kopf in den Sand

Doch eine konkrete Lösung ist aktuell nicht in Sicht. Ein Antrag der GRÜNEN, im Jahr 2023 zumindest Planungskosten für einen Schulneubau bereitzustellen, wurde mit den Stimmen der Groko im Kreistag abgeschmettert. „In den aktuellen Haushalt wurden keine Mittel für eine Bauplanung eingestellt, obwohl Grundstücke für einen Neubau in Bürgeln zur Verfügung stünden und der Schule schon seit Jahren die Notlage nur als Übergangslösung verkauft wird“, prangert Sabine Matzen die Vogel-Strauß-Mentalität des Landkreises an.

Die Kreistagsfraktion der GRÜNEN wird weiter kritisch hinschauen und für eine schnelle und nachhaltige Lösung der unhaltbaren Zustände in Bürgeln kämpfen.

 

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