Absicherung des Pflegeprojekts Germanenplatz

Eine Rede von Christa Perabo in der Sitzung des Stadtparlamentes zum Linken-Antrag: Klausel zur Absicherung des Pflegeprojekts Germanenplatz

 

Sehr geehrte Damen und Herrn,

ich war heute Vormittag bei der beeindruckenden Veranstaltung zum 40-jährigen Jubiläum der BI Sozialpsychiatrie.

Beeindruckend war für mich diese Veranstaltung in vielerlei Hinsicht:

- Die große Anzahl der Besucherinnen und Besucher schon um 9 Uhr im Cineplex.

- Ich konnte wahrnehmen, dass die BI mit einem sehr neuen, kühnen Konzept in den 70-er Jahren angetreten ist, um Menschen zu helfen, die psychisch und seelisch erkrankt waren, ein Leben in der Gemeinschaft zu führen. Marburger Bürgerinnen und Bürger haben sich damals den Diskussionen um die Psychiatriereform geöffnet und verantwortlich gefühlt, die damalige Praxis der Ausgrenzung, des Wegschließens, des Versteckens von psychisch und seelisch Kranken zu überwinden. Sie haben Wohngruppen und Wohngemeinschaften geschaffen, die dazu beitragen sollten, den „Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit“ (Blankenburg) zu überwinden und ein möglichst normales, selbst bestimmtes Alltagsleben zu führen.

- Beeindruckend hat die Veranstaltung auch gezeigt, dass die BI  nicht bei den Überlegungen von damals stehen geblieben ist, sondern sich entsprechend den gesellschaftlichen Veränderungen weiterentwickelt hat.

- Beeindruckend war auch die Tatsache, dass das Projekt nicht nur damals gegen Widerstände der Sozialbürokratie zu kämpfen hatte, sondern dass dies heute, angesichts einer wachsenden Verbetriebswirtschaftlichung der Sozialpolitik nicht nur erforderlich ist, sondern auch vehement geschieht.

- Beeindruckend war für mich auch zu sehen, dass es der BI, wie auch anderen Marburger Initiativen wie z.B. der Sozialen Hilfe ein gutes Stück gelungen ist und gelingt, das Anderssein mehr als Selbstverständlichkeit zu verankern, Menschen zu helfen, ohne Angst verschieden zu sein (Adorno), ihnen zu helfen, statt sich wertlos, hilflos, schuldig zu fühlen, sich als Teil dieser Gesellschaft zu verstehen.

 

 

In diesen anspruchsvollen Kontext passt auch das neue Projekt ‚Ambulante Wohn- und Pflegegemeinschaft für Menschen mit Demenz in Marburg am Germanenplatz’. Ich finde es sehr erfreulich, dass die BI hier einen Rahmen schaffen will, für Menschen, die anders sind – oder richtiger die anders geworden sind. Das Anderssein hat zu Ausgrenzungen geführt wie derzeit das Anderswerden, das viele von uns im Alter betreffen kann und mit dem wir noch nicht so richtig umgehen können. Die BI hat eine wichtige Aufgabe übernommen, Menschen, die vom Anderswerden betroffen sind, nicht auszugrenzen, sondern dabei zu unterstützen, soviel Gemeinschaft, soviel Eigenverantwortlichkeit, soviel Eigentätigkeit wie möglich zu realisieren. Wie in der Altenhilfe insgesamt findet ein Umdenken zu einem möglichst aktiven Leben in Selbstständigkeit statt. Dass die BI dies auch für Menschen möglich machen will, die anders geworden sind, die dement sind, ist ein großes Verdienst. Wie wir im Sozialausschuss von Herrn Dimroth, dem Leiter dieses Projekts erfuhren, sind bereits wichtige Schritte für ein Gelingen genommen worden. Mit der Eröffnung kann im nächsten Jahr gerechnet werden.

Ich möchte alle Anwesenden auffordern, dieses Projekt mit allen Mitteln zu unterstützen, auch als Vorbild für mögliche andere, weil hier eine wichtige Struktur für unsere älter werden Gesellschaft geschaffen wird. Wir sollten dieses Projekt unterstützen, statt darüber zu diskutieren, dass es scheitern könnte. Wenn die BI mit solchen ängstlichen Vorbehalten vor 40 Jahren angetreten wäre, wie sie im Antrag der Linken gegenüber dem Projekt am Germanenplatz zum Ausdruck kommen, dann gäbe es sie heute nicht.   



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